English lifestyle

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JJ the conqueror

Dienstag, 16. September 2014

Umzug nach Brighton

Nun war es also soweit, der Umzug nach Brighton stand bevor. Obwohl ich mich sehr auf Brighton gefreut hatte, hatte ich doch ein etwas mulmiges Gefühl im Magen als ich mich am Sonntagmorgen von meiner Gastfamilie verabschieden musste. Die Familie war ausgesprochen nett gewesen, zwar manchmal etwas chaotisch und laut, aber das ist bei so vielen Familienmitgliedern höchstwahrscheinlich normal... Im Übrigen hatte es mir Spass gemacht, wieder einmal Hobbypsychologin zu spielen und der Gastmutter bei ihren Beziehungsproblemen zu helfen (mal davon abgesehen, dass sie mir sogar erzählte, wie genau ihre Kinder auf die Welt gekommen waren...).
Zudem, wenn man zwei Wochen in einem Ort wohnt, gewöhnt man sich doch schon etwas daran und man gewinnt einen gewissen Tagesrhythmus.

Nach einer herzlichen Verabschiedung am Bahnhof, stieg ich in den Zug nach Brighton und innerhalb einer Stunde kam ich an. Das erste Eindruck war durchaus positiv - der Bahnhof war im Vergleich zu Hastings riesig und natürlich wurde ich auch gleich von seagulls-Geschrei (Möwen) begrüsst. Die Schlange vor den Taxis war ziemlich lang und im Taxi sitzend musste ich meine Zieladresse etwa fünf mal sagen, da der Taxifahrer anscheinend schwerhörig zu schein schien.

Nach zehn Minuten kam ich vor meinem neuen "zuhause" an und der erste Eindruck war nicht gerade hervorragend. Es gab keine Klingel und das Haus wirkte heruntergekommen. Sofort öffnete sich die Tür und eine indische Frau stand vor mir. Man stellte sich einander vor und sogleich kamen auch ihr Ehemann und eine andere Gastschülerin dazu. Die Begrüssung mit dem Ehemann (ich nenne ihn jetzt mal shorty - er ist sehr klein) lief so von statten: "Hello Jana", handeschütteln, Blick auf meine Füsse "please put off your shoes - we are really hygienic - do you have slippers with you? Otherwise you will have to buy some tomorrow".

Nach dieser speziellen Vorstellung hiess es meinen Koffer in das Zimmer in den ersten Stock hochzutragen. Ein Kraftakt allein, aber mit zwei Personen durchaus machbar. Aber da der wunderschöne Perserteppich (hust) hätte kaputt gehen können (wie das auch immer möglich gewesen wäre), befahlen sie mir, meinen Koffer mitten im Gang auszupacken und alles einzeln hochzutragen. Dies wäre ja nicht schon unangenehm genug gewesen, nun wollte mir der Gastvater helfen - so grapschte er also in meinem Koffer herum und zog die Kleider heraus, in der natürlich auch Unterwäsche vorhanden war..."We have seen everything" gab er dabei nonstop von sich, aber ich dachte nur: aber ich will nicht, dass du ALLES von MIR siehst.

Anschliessend gingen wir in die Küche, in der die Regeln besprochen werden sollten. Die andere Gastschülerin - die im Übrigen auch aus der Schweiz stammte, aber aus dem französischen Teil - war gerade kurz vor mir angekommen und so wurden wir gemeinsam "gedrillt". Hier ein paar Auszüge aus den Regeln:
  • Kleider werden höchstens alle zwei Wochen gewaschen (alle Farben zusammen)
  • die Dusche darf nur benutzt werden, wenn die Gastfamilie zuhause ist (der Grund wird sich später zeigen)
  • die Haustür muss immer mit dem Schlüssel abgeschlossen werden, auch wenn schon jemand zuhause ist
  • wer etwas anderes als Wasser trinken möchte (z.B. Cola, Apfelsaft, Sirup usw.) muss es sich selber kaufen
  • ebenso gilt das für das Frühstück (im Angebot stand Toast und zwei Sorten Marmelade)
Nun ja, die Regeln waren zwar etwas speziell, aber am ersten Tag lächelt man einfach freundlich und nickt alles mehr oder weniger ab. Nun zeigte uns shorty die Umgebung: das Meer, welches etwa 15 Minuten zu Fuss vom Haus entfernt war und zahlreiche Pubs, Restaurants und Shops die alle die Quittierung "an unique place" erhielten.
Es war mittlerweile späterer Nachmittag und meine Gastschwester zeigte langsam Ermüdungserscheinungen. Ist ja auch verständlich, wenn man eine stressige Reise hinter sich hat und sich plötzlich in einer fremden Familie und in einer fremden Sprache wiederfindet. Der Gastvater hatte jedoch kaum Mitleid mit ihr, und sprach ständig davon, dass wir schneller gehen sollten - davon abgesehen, dass er ständig stehen blieb um uns irgendein ehemaliges Hotel zu zeigen o.ä. Kurz vor Schluss kamen wir noch bei einer Kirche vorbei, wobei er von uns verlangte, dass wir doch schnell beten gehen könnten - worauf ich mich aber dann doch sehr sträubte und nach einigem hin und her ging es dann weiter.
Die Bushaltestelle, die etwa drei Minuten vom Haus entfernt war, wurde kurz von ihm angeschnitten - genauere Informationen konnte er uns allerdings nicht geben. Dies versuchte nämlich die Gastmutter sobald wir im Haus angekommen waren, allerdings waren die Infos sehr lückenhaft und wiedersprachen sich ständig. Gott segne Google (also jetzt nicht wortwörtlich). Das Internet war auch so eine Sache; da wir beide unseren Familien und Freunden schnell per Whatsapp Bescheid geben wollten, brauchten wir natürlich die WLAN-Zugangsinfos. Die wurden uns aber erst nach ständigem Nachfragen gegeben und wie es mir schien, auch mit ziemlichen Missfallen. In meinem Zimmer sitzend, musste ich dann auch feststellen, dass der einzige Bereich mit genügend Verbindung in meinem Zimmer, direkt neben der Tür war. Sass ich also auf dem Bett, brach die Verbindung ab. Hätte ich nun ein grosses Zimmer gehabt, wäre das ja ok gewesen - die Grösse meines Zimmers beschränkte sich allerdings auf gute 6 Quadratmeter.
Das Zimmer war, um es kurz zu fassen; zweckmässig. Es gab ein Bett, einen Nachttisch, eine Lampe, einen Tisch mit Klappstuhl, einen kleinen Schrank mit Gesichtsspiegel und natürlich einen Perserteppich. Gratis dazu gab es noch ein Milchglasfenster in der Tür und einen riesen Spalt zwischen Türe und Fussboden. Ach ja, eine fantastische Aussicht gab es auch noch - direkt in das Zimmers des Nachbars...

Bett

Wie man nun unschwer erraten kann, war ich nicht gerade begeistert. Allerdings war es ja mein erster Tag und da blendet man viele Dinge noch etwas aus, bzw. beschönigt gewisse Dinge.

Das Abendessen war dann ganz in Ordnung. Das Problem war nur, dass sich der Gastvater ständig damit brüstete, wie gut er denn nun kochen könne: "ah, my food is the best - everybody loves my food - you will see, I'm the best chef in the world".

Nach dem Abendessen zog es mich und meine neue Gastschwester noch etwas ans Meer: 




Wer hätte gedacht, dass nach diesen schönen Bildern, das Wetter komplett umschlagen würde...

Cheers
JJ

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