Wie bereits mehrfach angesprochen verlief mein erster Tag nicht gerade nach Wunsch. Aber als ich am zweiten Tag aufwachte und mir die Sonne in das Gesicht schien und die Möwen anfingen zu schreien (ja da habe ich es immer noch genossen), ging es mir wieder besser und ich freute mich auf die Schule.
Die Schule fing um 9.15 an, was wiederum hiess, dass ich jeden Tag bis fast 8 Uhr schlafen konnte - im Vergleich zu der Schweiz ein Traum. Als ich um 9.10 das Schulzimmer betrat, war niemand dort und als es schliesslich 9.13 war, begann ich mich langsam zu fragen, ob ich vielleicht falsch war. Aber da kam plötzlich jemand rein - ein älterer Herr in Birkenstocksandalen und begrüsse mit euphorisch. Peter - so war sein Name - war also unser Lehrer. Und nun kamen auch die ersten Schüler langsam in das Schulzimmer geschlichen. Insgesamt waren wir etwa 16 Schüler.
Die nächsten drei Stunden waren doch sehr unterhaltsam. Der Unterricht kann bei weitem nicht mit dem Unterricht in der Schweiz verglichen werden, gut vielleicht hing es ja auch mit dem Lehrer zusammen. Anstatt mit uns durch das Buch zu gehen, schweifte er immer wieder ab und erzählte uns Geschichte über sein Haus in Spanien, wobei dann einige der Argentinier in der Klasse ihm ins Wort fielen um wiederum Geschichten über dieses und jenes zu erzählen. Kurzum: recht unterhaltsam und viele Informationen über andere Länder und Kulturen.
Als Schweizerin bin ich es mir gewohnt, um etwa 12 Uhr Mittag zu essen, in englischen Schulen funktioniert das aber etwas anders. Die Kantine begann um 11.30 mit kochen und da unser Schulzimmer direkt über der Kantine war, kann man sich vorstellen, wie hungrig ich mich fühlte. Allerdings mussten wir bis um 12.50 (!) warten, bis wir endlich etwas zu Essen fassen konnten. In der Kantine angekommen, hatte ich aber einen kleinen Schock: darf ich präsentieren, das zusammengefasste Menü (chips = Pommes Frites):
- chips and fish - single chips
- chips and burger - chips and chicken nuggets
- lasagne and chips - spaghetti bolognese
Im übrigen hätte man anstatt chips auch Salat bekommen können - allerdings ohne eine Tropfen Salatsauce - eine Tatsache, die mir noch weiterhin begegnen wird...
Nach dem ungeheuer gesungen Mittagessen, hiess es nochmals zwei Stunden Schule und um 15.10 begann ich meinen walk in die Stadt. Dort angekommen, ging ich zuerst einmal wieder in ein Café um mich weiterhin mit ungesunden englischen biscuits vollzuhauen.
Dieser Rhythmus hielt etwa die ganze Woche stand - das Wetter war stets wunderschön und es war nicht zu kalt aber auch nicht zu warm.
Am Mittwoch kam ich dann aber langsam ins Grübeln; sollten so sieben Wochen meines Lebens aussehen? Und was sollte ich machen, wenn das Wetter mal schlecht war? Was war, wenn ich am Abend mal in den Ausgang wollte, musste ich dann jedes mal eine Stunde mitten in der Nacht nach Hause laufen?
Ein Punkt der mir schwer auf dem Magen lag, war die Tatsache, dass es zwar relativ viele Schüler in der Schule gab, allerdings waren fast nur Gruppen dort, d.h. ganze Klassen aus einem ganzen Land. Zudem waren viele von denen 15 / 16 Jahre alt und man kann sich ja vorstellen, wie sich eine Horde Pubertierende in einem fremden Land in den Ferien verhalten. So war es nicht einfach, neue Freunde zu finden. Ich bin nicht jemand, der sofort auf neue Leute zugeht und mit ihnen eine zweistündige Konversation aufrechterhalten kann. Zudem bin ich ja schon 20 (ja ich weiss, ich bin alt...;-)) und da in England die Ausweiskontrolle für Pubs sehr strikt sind, konnte ich auch niemals mit jemanden unter 18 einen Pub oder ähnliches besuchen.
Die Gastfamilie war zwar sehr nett und das Haus war super sauber, aber irgendwie fühlte ich mich nicht am richtigen Platz. Ich liebte England, aber mir wurde bewusst, dass so mittlerweile doch einige Faktoren gegen Hastings sprachen. Ein weiterer Punkt war nämlich, dass, obwohl ich in ein Advanced Level (C1-Level) eingestuft wurde, zusammen mit Upper Intermediate (B2-Level) in einer Klasse sein musste, da sie nicht genug Lehrer oder was auch immer hatten. Demnach hatte ich nicht die Möglichkeit, mein Englisch so stark zu verbessern, wie ich es gerne gewollt hätte...
Lange Story, kurzes Ende: ich entschied mich nach Brighton zu wechseln. Warum ich nicht schon von Anfang an nach Brighton gegangen war? Ich hatte schon einiges über Brighton gehört, unter anderem das es dort im Sommer komplett von Sprachschülern überfüllt sei und auch dass es eine ziemliche Partyhochburg für Sprachschüler sei. Ich wollte aber das "richtige England" kennen lernen und hatte das Gefühl, in Hastings sei das mehr gegeben. Na gut, vielleicht kann man sagen, dass Hastings auch wirklich das richtige England war und dass das andere nur Tourismus und Tamtam ist.
Ich schrieb also meiner Betreuungsperson ein E-Mail. Obwohl es ja etwas eilte, erhielt ich keine Antwort und musste telefonieren (Oh Gott ein Telefongespräch in Englisch...). Mir wurde dann aber mitgeteilt, dass ein Wechsel ohne Probleme möglich sei, ich allerdings etwas draufzahlen müsse, da die Preise in Brighton höher seien.
Nun stand also fest, dass ich nach der zweiten Woche in Hastings nach Brighton wechseln konnte. Und bekanntlich, sobald man ein Ende vor Augen hat, geniesst man das Leben an einem bestimmten Ort eher, was nun auch auf die Zeit in Hastings zutraff...
to be continued
Cheers
Jana
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